Windpark am Amberg?

Windpark am Amberg?
Der Blick vom Brandsee könnte schon in wenigen Jahren durch bis zu 200 m hohe Windräder getrübt werden.

Windpark am Brandsee: Warum wir über Großprojekte nicht mehr schweigen dürfen

Der geplante Windpark am „Nedertaler Rücken“ wirft grundlegende Fragen auf – nicht nur über Landschaft und Natur, sondern auch über Transparenz, Bürgerbeteiligung und politische Verantwortung in der Gemeinde Oetz.


🔒 Geheime Vorstandssitzungen statt öffentlicher Diskussion

Obwohl der Gemeindevorstand das Thema Windkraft bereits unter Ausschluss der Öffentlichkeit behandelt hat, war es der Öffentlichkeit bisher nicht zugänglich. Als Gemeinderäte der Oetzer Zukunft dürfen wir aus rechtlichen Gründen keine vertraulichen Inhalte aus nicht-öffentlichen Sitzungen offenlegen. Doch seit Details über das Projekt durch Medienberichte bekannt wurden, sehen wir uns verpflichtet, Stellung zu beziehen.

Fakt ist: Bürgermeister Hansjörg Falkner hätte dieses bedeutende Infrastrukturprojekt längst transparent und offen im Gemeinderat und mit den Bürgern diskutieren müssen. Stattdessen werden wieder einmal Entscheidungen von weitreichender Tragweite hinter verschlossenen Türen vorbereitet – ohne rechtzeitige Einbindung der Bevölkerung oder gar der gesamten Gemeindevertretung.

🏗️ Was bisher (über die Medienaussendungen) bekannt ist – die Eckdaten zum Projekt:

  • Standort: Bergrücken zwischen Inn- und Nedertal, hinter dem Amberg
  • Betreiber: Verbund Green Power GmbH
  • Betroffene Gemeinden: Oetz und Haiming (Grenze verläuft durch den Brandsee)
  • Geplant: 4 Windräder, Gesamthöhe bis zu 200 m, Rotordurchmesser bis zu 150 m, Leistung: 4,8 MW pro Anlage, Gesamtleistung: max. 19,2 MW
  • Zeitschiene:
    • 2025: Planung & Verträge
    • 2025/26: Windmessung & Umweltuntersuchungen
    • 2027–2028: Umweltverträglichkeitsprüfung
    • 2029–2031: Bauphase
    • Ab 2032: Betrieb
  • Mögliche Ausgleichszahlungen an Gemeinden und die Agrargemeinschaft

⚠️ Doch der Preis ist hoch: Naturzerstörung, Eingriffe, Sichtbeeinträchtigung

Was uns besonders besorgt, ist die Tatsache, dass das betroffene Gebiet einen äußerst wertvollen Natur- und Kulturraum darstellt. Das Umland des Brandsees (auch Ambergersee genannt) ist ein ökologisch besonders sensibler Lebensraum, geprägt durch ausgedehnte Moorflächen und charakteristische Zirbenbestände. Diese Landschaft zeichnet sich durch ihre außergewöhnliche landschaftliche und ökologische Bedeutung aus. In den Moorgebieten rund um den Brandsee kommen zudem seltene und gefährdete Pflanzenarten wie das Fettkraut und der Sonnentau vor, ebenso wie spezialisierte Libellen- und Schwimmkäferarten, die auf diesen Lebensraum in besonderem Maße angewiesen sind. Gelegentlich kann in diesem Gebiet auch der Auerhahn beobachtet werden, was die hohe naturschutzfachliche Wertigkeit des Areals zusätzlich unterstreicht.

Ein Windrad mit 200 Metern Gesamthöhe ist fast doppelt so hoch wie viele ältere Windkraftanlagen im Burgenland und Niederösterreich. Die baulichen Eingriffe wären massiv:

  • 💣 Fundamente mit über 1.400 m³ Stahlbeton pro Windrad
  • 🚧 Zerstörung von Forstwegen für Schwertransporte. Eine Zufahrtsstraße im Gelände benötigt für den Schwertransport Kurvenradien von bis zu 30 m.
  • 📐 Riesige Flächen von bis zu 3.000 m² werden je Anlage für Montage, Wartung und Kabelkanäle benötigt. Häufig ist zudem eine Bodenverdichtung erforderlich, um die Last der schweren Gittermastkräne, die für die Montage benötigt werden, tragen zu können.
  • 🌲 Verlust an geschütztem Naturraum und Waldstruktur

Auch der visuelle Eindruck für Einheimische, Wanderer und unsere Gäste und künftige Generationen würde sich massiv verändern. Die Windräder wären weithin sichtbar – bis ins Inntal, nach Ochsengarten, Sautens, Roppen, Karres, etc. und natürlich in Teilen von Oetz.


🤝 Betroffene Gemeinden müssen einbezogen werden

Es kann nicht sein, dass nur Oetz und Haiming am Tisch sitzen, während betroffene Gemeinden wie Sautens, Roppen oder Karres, die ebenfalls betroffen wären, nicht einbezogen werden. Das widerspricht jeder Vorstellung von regionaler Verantwortung und demokratischer Mitbestimmung.


🏗️ Ein bekanntes Muster: Undurchsichtige Kraftwerksdeals auf Kosten der Gemeinde

Leider ist dieses Projekt kein Einzelfall, sondern Teil eines Musters unter Bürgermeister Falkner:

  • Beim TIWAG-Projekt Längental 2 wurden unter seiner Verantwortung Ausgleichszahlungen schlechter verhandelt als bereits in den 1980er-Jahren bei früheren Kraftwerksprojekten.
  • Beim Kraftwerk Tumpen-Habichen wurde vieles über den Gemeindevorstand durchgezogen – ohne echte Beteiligung des Gemeinderats oder der Bevölkerung.
  • Der Nutzen für die Bürgerinnen und Bürger? Bis heute kaum sichtbar.

Oetz war – und ist – bei vielen Energieprojekten schwach vertreten. Unsere Verhandlungsposition wurde verschenkt, unsere Naturräume werden geopfert, und die Transparenz bleibt auf der Strecke.


👉 Wir fordern eine offene Debatte – keine Hinterzimmerpolitik

Die Oetzer Zukunft steht für eine offene, ehrliche und bürgernahe Politik. Wir wollen nicht gegen Windkraft polemisieren – wir wollen, dass solche Projekte öffentlich diskutiert werden, mit klaren Informationen zu Chancen und Risiken.

Windkraftanlagen tragen wesentlich zum Klimaschutz bei und können Gemeinden wirtschaftlich stärken. Zugleich ist aber sorgfältig zu prüfen und offen zu diskutieren, ob ihre Errichtung außerhalb bestehender Infrastruktur- und Nutzungsflächen in sensiblen Landschaftsräumen ökologisch und planerisch verantwortbar ist.

Ein Windpark am Nedertaler Rücken ist kein Detailprojekt – es ist eine entscheidende Veränderung unseres Lebens- und Naturraums. So etwas gehört nicht in stille Vorstandssitzungen, sondern in den Gemeinderat, auf die Tagesordnung, und in die Hände der Bürgerinnen.

Unsere Forderungen:

  1. Volle Transparenz über das Projekt
  2. Einbindung aller betroffenen Gemeinden (Sautens, Roppen, Karres, etc.)
  3. Klare Prüfung aller Auswirkungen auf Natur, Landschaft und Tourismus
  4. Öffentliche Informationsveranstaltungen und Bürgerbeteiligung
  5. Verbindliche Zusagen für Ausgleichsmaßnahmen, nicht nur Versprechen
  6. Verzicht auf Verhandlungen im Hinterzimmer

✊ Die Zukunft gehört allen – nicht nur dem Vorstand!

Solche Großprojekte beeinflussen Generationen. Sie verdienen nicht nur wirtschaftliche Kalkulation, sondern gesellschaftliche Diskussion, Respekt vor der Natur – und echte Mitbestimmung.

Der Brandsee mit sensiblen Moor- und Schwingrasenflächen.

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